Newsletter der Hofgemeinschaft Basta Januar 2019

Liebe Unterstützer*innen und Freund*innen von Basta,

Was passiert auf diesem einsamen Hofdorf Basta mitten im Winter? Ist es dort nicht furchtbar trist zwischen den gefrorenen Monokulturen des Oderbruchs? Der Wind pfeift mir unter die Jacke, wenn ich um die Hausecke gehe. Ich bin auf dem Weg zum Heizraum um neue Holzscheite in den gußeisernen Schlund des zentralen Heizkessels zu werfen. Anschließend füttere ich das Schwein und tausche auf der Schafweide das Eis in der Trinkwanne gegen Wasser aus. Die Nachbarn, denen die Tiere gehören, sind ein paar Tage weggefahren, denn es empfiehlt sich den Winter in Brandenburg mit der ein oder anderen Verschnaufpause anzureichern.

Wir sitzen im Wohnzimmer; im Kamin flackert das Feuer. Wir haben Schnapsgläser in der Hand und auf dem Tisch liegt ein Brief. Er enthält den Direktkreditvertrag eines CSA-Mitglieds, mit welchem die benötigte Summe für den gemeinschaftlichen Kauf der Hofstelle erreicht ist. Obwohl noch viel Geld fehlt um die Sicherungsmaßnahmen am Gebäude bezahlen zu können, lassen wir es uns nicht nehmen auf diesem Etappensieg anzustoßen. Wir werden am 14. Januar den Kaufvertrag unterschreiben und unsere Zukunft auf Basta ist damit fürs Erste gesichert! Wir würden jetzt gern über die Zukunft reden aber Finja und Magda spielen Klavier. Sie üben seit drei Monaten den Flohwalzer.

Claudia ist den ganzen Januar in der landwirtschaftlichen Winterschule auf dem Dottenfelder Hof. Im Frühjahr wird sie ihr viertes Lehrjahr beginnen. Levin wird im Februar die Freie Ausbildung auf Basta beginnen. Er ist 24, mischt in allen verfügbaren Solawi-Gremien mit und engagiert sich für Ende-Gelände. Auf dem Nèyèleni-Kongress in Freiburg haben wir uns eher zufällig getroffen. Hätte ich mir eh denken können, daß er sich auch für Ernährungssouveränität einsetzt. Ab ersten Februar wird er auf Basta am Start sein um sich um seine zukünftige Behausung zu kümmern. Lena und Lukas werden dieses Jahr leider nicht mit von der Partie sein. Sie hatten 2018 starke Impulse in der Werkstatt, auf dem Acker und in unserer Gruppenkonstellation allgemein gegeben und ihre kleine Tochter Ronja, hat all unsere Herzen erobert. Wir bleiben trotz räumlicher Distanz eng verbunden und hoffen, daß die drei nach Beendigung ihrer Ausbildungen wieder zu uns stoßen werden. Nico wird, wie gewohnt wieder ab 01.März mit uns gärtnern.

Matteo friert – ist einfach nicht sein Klima und Oberbekleidung ist nicht gerade das, was er liebt. Er hat seinen Bauwagen fertig gestellt und natürlich fehlen immer noch ein paar Kleinigkeiten, damit das Bauwagenleben nicht langweilig wird. Ihr wisst sicher warum die Dinger Bau-Wägen heißen? Anyway, wenn Matteo unterwegs sein Handgelenk zum Mund führt und „Kit – heiz den Ofen an“ in seine Smartwatch flüstert, fallen im Bauwagen einige Pallets vom Speicher in die Brennkammer, wo sie automatisch elektrisch entzündet werden. Bääm! Abseits von Wagenbaustellen kümmern wir uns Regenrinnen am Maschinenunterstand und am Stall. Die, bisher nur notdürftig mit Brettern vernagelten, Fensteröffnungen im Obergeschoss des großen Stalls haben wird im Dezember kostengünstig mit Doppelstegplatten verschlossen, die das Licht durch- und den Sturm draussen lassen.

Die Fermanox-Anlage reinigt täglich das Wasser, welches aus dem neuen Brunnen in den Stall gepumpt wird. Wir hoffen, daß wir im Februar Trinkwasserqualität erreichen um damit Küche und Bad zu versorgen und auch Waschwasser für das Gemüse zu haben. Unser erstes Brunnenprojekt hatte keine befriedigende Wasserqualität gebracht. Berni hat sich ordentlich ins Zeug gelegt um einen neuen tieferen Brunnen graben zu lassen. Berni hat sehr professionell gearbeitet; präzise Pläne sind angefertigt und sogar eine Photodukumentation der Erdarbeiten ist vorhanden. Überhaupt hat er die organisatorischen Tätigkeiten unseres Hofvereins zum großen Teil übernommen und ganz schön viele ehrenamtliche Stunden in den Aufbau der Hof-Website und einer ganzen Bürostruktur gesteckt.

Anna hat ihre Tätigkeit als Heilpraktikerin aufgenommen und bietet seit November Montags in Friedrichshain und Dienstags im Ökospeicher in Wulkow heilpflanzenbasierte Prozessbegleitung an. Perspektivisch wird ein Praxisraum auf Basta entstehen, sodaß auch ein direkter Bezug zum Basta-Herbarium entsteht.

Im Anbauteam basteln wir an der Fruchtfolge. Sowohl auf den Gemüseflächen als auch im Ackerbau gibt es neue Ideen und Herausforderungen. Unser Ziel ist es ein stimmiges Gesamtkonzept für Bastas Landwirtschaft zu entwerfen. Es ist ein faszinierender kreativer Prozess, den, glaube ich, sehr geduldige Menschen richtig genießen können.
Die Fleißarbeit ist bereits erledigt: Die 50 Gemüsekulturen sind in ihrer jeweiligen Kulturführung durchgequatscht und das Saatgut ist bestellt. Außerdem gibt‘s ökologische Upgrades: Mehr Mulch, mehr Zwischenfrüchte, weniger Brachzeiten und individuellere Düngung.

Im Ackerbau konnten wir zeigen, daß wir in der Lage sind Heu und Backgetreide zu produzieren und zu vermarkten ohne dabei draufzuzahlen. Yesss! Die Situation ist ausbaufähig und muß auch im Sinne einer überzeugenden Fruchtfolge ausgebaut werden. In diesem Bereich des gemeinsamen Denkens und Recherchierens ist auch Lena aktiv. Ob wir auch ölhaltige Kerne oder Grobleguminosen vom Acker kriegen, wird sich zeigen. Eines ist jetzt schon sicher: Eine relevante Menge an Arbeitsstunden mit Maschinenhacke kommt auf uns zu. Und warum machen die Bastas das? Weil wir zeigen wollen, daß bäuerliche Lebensmittelproduktion möglich, sinnvoll und wirtschaftlich ist. Auch auf dem Acker, denn mit Gemüse allein machen wir keine Agrarwende. Apropos: am 19.01. sehen wir uns zur Wir-haben-es-satt-Demo in Berlin!

Berufseinsteiger*innen haben es schwer in der Landwirtschaft. Wer einen Betrieb gründen will braucht am Besten wohlgesonnene Leute auf dem Land, die mit Vertrauensvorschuß die Sache begleiten. Bei uns war das 2012 Peter, der uns Land verpachtet, uns eine Wohnung vermietet und uns täglich unterstützt hat. Mittlerweile werden wir in der Region als etablierter Betrieb wahrgenommen; mehrmals ist es schon passiert, daß Leute uns Pachtflächen angeboten haben. Einige landbesitzende Familien wollen ihr Land nicht mehr den großen Agrargenossenschaften überlassen. Sie wünschen sich das Land an Biobetriebe vergeben zu können. Unser Wunsch ist es auch als Brücke für Junglandwirt*innen fungieren zu können, und Verpächter und zukünftige Bäuer*innen zusammenbringen zu können. Anna hat im Dezember eine Gruppe Studis aus Eberswalde, die sich für das Thema bäuerliche Existenzgründung interessieren, durch Basta geführt und hat ihnen sicherlich die Sache so richtig schmackhaft gemacht. Also: Wir sind viele! Her mit dem schönen Land! Das Bündnis Junge Landwirtschaft (BJL) arbeitet seit 2012 politisch an dem Thema. Die Homepage vom Netzwerk heißt: http://www.stopp-landgrabbing.de/

Das Architekturbüro Fanelsa hat in Kooperation mit dem Oderbruch Museum ein Projekt mit uns vor: Wir werden im Rahmen des Themas bäuerliche Baukunst den Großen Stall gemeinsam nach unseren Bedürfnissen planen und die Planungsergebnisse dann im Gebäude mit einer Ausstellung der geneigten Öffentlichkeit zugänglich machen. (Please bring your own Prosecco.)

Und die CSA-Gemeinschaft? Ja, 148 Ernteanteile haben geboten, wir haben eine tolle Budgetplanung und bald wird es wieder Zeit für die jährlich statt findene Zukunftswerkstatt. Ganz neu dieses Jahr: Die Stadtgruppe veranstaltet im Februar eine Vollversammlung in Berlin!
Kommt da also alle hin, ja?

Liebe Grüße vom Hof

Eure Basta Crew